Barfuss im Reisfeld
Einleitung
Karl-Heinz Krause diente lange Jahre in den Reihen der 2° Compagnie des I/5° R.E.I. in Indochina.
Kalle hat seine überaus interessanten Erlebnisse aus dieser Zeit in packender Form niedergeschrieben und zunächst ab 2005 in Auszügen im Forum http://forum.lalegion.info eingestellt.
Im Rahmen der Erstellung meiner Webseite ab 2007 hat Kalle mich u.a. beim Beitrag zum I/5° R.E.I. sehr unterstützt und auch freundlicherweise seinen eigenen Bericht über die Schlacht von Hoa Binh zur Verfügung gestellt.
Sein Manuskript in einem Buch zu veröffentlichen, war Kalles langgehegter Wunsch. Leider gelang die Veröffentlichung bis zum seinem Ableben am 17. März 2011 nicht.
Im Verlauf des Jahres 2011 hat sich aber in Epee Edition ein Verlag gefunden, der Kalles Werk mit dem Titel Barfuss im Reisfeld nun im Juli 2012 herausbringt.
Die Veröffentlichung des Buches von Karl-Heinz Krause liegt mir sehr am Herzen und ich kann dieses Projekt nur unterstützen.
Barfuss im Reisfeld kann ab sofort bei http://epee-edition.com/ bestellt werden und wird ab 18. Juli 2012 ausgeliefert.
Epee Edition - Barfuss im Reisfeld
Inhalt:
Das Buch ist im wesentlichen Teil eine Aufzählung der Erlebnisse des Legionärs Karl-Heinz Krause in den Jahren 1948-1953. In chronologischer Folge werden die Erfahrungen und Eindrücke des damals 15-jährigen nach seinem Eintritt in die französische Fremdenlegion am 10. Februar 1948 geschildert. Für Krause ist die Aufnahme in die Legion eine Erleichterung. Man wollte ihn nicht so einfach haben. Fünfzehnjährige nahm man nicht, 20 Jahre war das Mindestalter. Nach seiner Grundausbildung in Algerien wird er als immer noch Minderjähriger in den Krieg nach Indochina geschickt. Aus diesem Krieg kehrt er nach 4 Jahren mit erst 21 Jahren, aber mit den Erfahrungen eines lang gedienten Soldaten, zurück. Was sich zu Anfang wie ein jugendlicher Abenteuerroman liest, lässt zum Ende die erbarmungslose Härte des Krieges im Fernen Osten erkennen.
Vervollständigt wird diese Biografie durch einen autorisierter Sonderbericht von General Bramoulle.
Leseproben:
[...] In aller Gelassenheit fuhren wir mit der Schmalspurbahn Richtung Hanoi, langsam kroch der Güterzug durch das dicht besiedelte Land. In den offenen Schiebetüren drängten sich die Legionäre und betrachteten die ihnen noch fremde Landschaft. Soweit das Auge reichte, Reisfelder, unterbrochen von Dörfern, Bambus und Palmen. Einige strohgedeckte Hütten, dazwischen Wachtürme aus roten Ziegelsteinen. Alles mit Palmen umsäumt, Leute arbeiteten in den Reisfeldern, nahmen keine Notiz von uns, ab und zu winkte mal ein Kind, überhaupt wirkte alles grün und friedlich. Wir wurden in dieses Land Indochina transportiert, ohne dass man uns aufgeklärt hatte, ob wir in den Süden nach Saigon oder 2.000 Kilometer weiter in den Norden gingen. Von der militärischen oder politischen Situation hat man nie mit uns Legionären gesprochen, wozu auch, wir sollten hier kämpfen. Wir waren jetzt im Kampfgebiet, denn der Partisanenkrieg war überall und nirgends. An der Bahnlinie, alle 3-4 Kilometer, Wachposten, ringsum mit Stacheldraht umsäumt. Nur wenn der Zug vorbeifuhr, waren die Tore offen. Oben auf den Türmen Wachposten, die uns natürlich neugierig beobachteten. Parallel neben der Bahnlinie verlief die Autostraße Haiphong-Hanoi. Lange Autokolonnen donnerten in beide Richtungen. Einzelne, chinesische Lastautos klapperten völlig überladen. Mit Fahrgästen vollgepfropft fuhren sie langsam am Güterzug vorbei und stoppten jedes Mal, wenn eine der schnell fahrenden Militärkolonnen in Sicht kam. Die Hauptstraße wurde abends geschlossen, die Bahnlinie laufend von Streifen der eng beieinander liegenden Posten kontrolliert, damit keine Minen gelegt wurden. Kein ermutigender Eindruck, aber die Schönheit der Landschaft faszinierte mich viel mehr.
[...] Die erste Wache im fremden Land
Ich lauschte in die Nacht. Mein Herz klopfte rasend. Krampfhaft hielt ich die entsicherte Springfield in der Hand. Die MG-Stellung war etwa 1,50 m hoch aus Ziegelsteinen aufgeschichtet. Hinter der Schießscharte stand ein Tisch, auf dem ich kniete, das MG zwischen die Schenkel gepresst. Alte Patronenauswerfer hatten wir bekommen, damit wenigstens die leichten MG feuerbereit waren.
Ich hatte Angst. Die erste Nachtwache in diesem unheimlichen Land. 30 Meter vom nächsten Posten und noch weiter von der Kirche entfernt, die jetzt der sicherste Platz war. Ich hätte viel darum gegeben, wenn ich jetzt dort hätte liegen können und den Kopf unter die Decke stecken dürfte. Rechts vor mir waren die weiten Reisfelder. Dort quakten Kröten. Solange die Krach machten, kam nichts von da. Ich spähte angestrengt nach vorn. Dunkel und drohend lag das Dorf, kaum 20 Meter entfernt. Grillen zirpten und das auf- und abschwellende Sirren der Moskitos erschien mir so laut, dass ich meinte, einen anschleichenden Menschen überhören zu müssen. Das Mondlicht und die leise schwankenden Blätter der Bananenstauden spielten meinen Nerven übel mit.
Endlich hörte ich eine vertraute Stimme. Von Senden, der wachhabende Capo, näherte sich, leise seinen Namen rufend, von der Kirche her. Mit zitternder Stimme flüsterte er: „Gibt´s was Neues, Charly?“
[...] Das MG hämmerte unendlich lange Salven auf die Legionäre, die im Bachbett und weiter zurück lagen. Von oben fielen ein paar Handgranaten. Ich machte meine beiden Handgranaten klar und warf diese in Richtung MG. Das erste Mal, dass ich im Ernstfall überhaupt eine Handgranate warf und das auch noch im Liegen.
Wir waren fast allein im Reisfeld. Wir hatten die Zeit zum Rückzug verpasst, unsere Kameraden waren alle schon getürmt. Ab, zurück bis in den Bach, das waren 50 Meter. Aber mit der Nase im Gras, wir robbten. Tetsche konnte nicht mehr, und ich stützte sein gesundes Bein, damit er schneller voran kam. Im Bach hockte noch Gerd T. mit einer Schusswunde am Gesäß und einem Streifschuss an der Schläfe. Neben ihm lag Caporal Albel, mausetot, eine volle Garbe in die Brust. Das Fernglas war in mehrere Teile zersplittert. Ich wunderte mich, dass ein Mensch in so einer kurzen Zeit schon völlig weiß im Gesicht war. Ich musste zweimal hinschauen, um ihn zu erkennen. Es wurde jetzt eng für uns, wir waren die Letzten und würden das volle Feuer bekommen, wenn wir aus dem schützenden Bach kamen. Ich zündete die 3 Phosphorgranaten, die wir hatten, und warf diese in das Reisfeld in Richtung der Viets. Sowie der gelbe Qualm aufstieg, nahm ich Tetsche und Trommer in den Arm und wir schleppten uns 30 Meter bis in die Büsche. Mit gutem Feuerschutz unserer Gruppe, die auf unseren Zuruf reagierte und gewartet hatte.
Autor: Karl-Heinz Krause
Rubrik: Französische Fremdenlegion - Biografie
ISBN: 978-3-943288-03-10-0
Einband: Softcover
Format: DIN A5
Seitenzahl: 276
Abbildungen: 26 s/w Bilder und Dokumente
Erstauflage: 1., verb. Aufl. 07/2012
Quelle: http://epee-edition.com/