Operation Po Ma
Einleitung
Das 1° B.E.P. ist seit 17. September 1950 in That Khe an der Route Coloniale 4.
Das Ziel des Einsatzes ist den Legionäre bislang noch unbekannt, doch es wird sowohl über die Rückeroberung von Dong Khe, als auch über eine Evakuierung von Cao Bang spekuliert.
Am 19. September 1950 trifft auch die Kampfgruppe von Lieutenant-Colonel Le Page in That Khe ein. Sie besteht im Wesentlichen aus dem 1° Tabor, dem 11° Tabor, sowie einem Bataillon de Marche des 8° R.T.M.
Zunächst werden die Kräfte in That Khe bereit gehalten. Erst vom 22. auf den 23. September 1950 wird eine erste größere Operation unter der Beteiligung mehrerer Bataillone unternommen, denn man vermutet in der Region Po Ma wichtige Truppenteile der Vietminh.
Das Tal von Po Ma liegt etwa zwölf Kilometer nordöstlich von That Khe in Richtung der chinesischen Grenze.
In Po Ma lag ein Posten des II/3° R.E.I., welcher aber bereits 1949 geräumt wurde.
Karte der Region Cao Bang bis That Khe (6,1 MB)
Karte der Region Po Ma (Vinh Lai) an der chin. Grenze (6,5 MB)
22. September 1950 - That Khe
Colonel Jean Constans aus Lang Son fliegt noch am Mittag des 22. September 1950 nach That Khe, um Lieutenant-Colonel Le Page die Befehle für die Operation zu übergeben.
Am Nachmittag bereitet Lieutenant-Colonel Le Page dann die Führer der beteiligten Einheiten auf die Operation Po Ma vor.
Unter der Führung von Lieutenant-Colonel Le Page brechen das 11° Tabor, das 8° R.T.M. das 1° B.E.P. und das 1° Tabor, am Abend des 22. September 1950 gegen 22:00 Uhr von That Khe aus in Richtung Po Ma auf.
Der Nachtmarsch beginnt ohne Schwierigkeiten, das 11° Tabor übernimmt zunächst die Führung.
Am Posten Ben Me bleibt der P.C. von Lieutenant-Colonel Le Page mit seinen mitgeführten Artilleriegeschützen zurück.
Das 11° Tabor besetzt nördlich von Ben Me erste Positionen. Weitere Positionen werden die folgenden Kilometer entlang der Strecke durch das 11° Tabor und später durch das 8° R.T.M. in den Felsen von Mau Dot und Ben Bai besetzt, um den späteren Rückzugsweg absichern.
Unterdessen übernimmt das 1° B.E.P. die Führung, gefolgt vom 1° Tabor. Noch vor dem Morgengrauen erreicht man das Tal von Po Ma.
23. September 1950 - Po Ma
In einer Zangenbewegung soll das Tal eingenommen werden. Während das 1° B.E.P. die östliche Flanke übernimmt und beginnend ab Pot Chiang vorstoßen soll, übernimmt das 1° Tabor die westliche Flanke des Tals.
Die Marokkaner starten gegen 05:00 Uhr vom Dorf Po Ma aus und können bis 06:00 Uhr auch den ehemaligen Posten einnehmen.
Unterdessen stößt das Partisanenkommando des 1° B.E.P. unter Sergent Georges Holland, Caporal-Chef Hoi und Caporal Boris Constant im Zentrum des Tals vor.
Das Kommando wird von Lieutenant Louis Stien begleitet, dem es als Aufklärungsoffizier des 1° B.E.P. auch regulär unterstellt ist.
Bei Sonnenaufgang stoppt Caporal-Chef Hoi, ein ehemaliger Offizier der Vietminh, in Sichtweite einer größeren Hütte. Die Partisanen umstellen die Hütte leise, als sich dort eine Gruppe Vietminh nach dem Aufstehen bereit macht.
Das Partisanenkommando kann das Dutzend Vietminh ohne Widerstand gefangennehmen.
Unter ihnen befindet sich ein Artillerieoffizier, welcher zahlreiche Dokumente und Aufzeichnungen mit sich führt, sowie ein Telemeter chinesischer Herstellung.
Dem Partisanenkommando folgt der P.E.G. von Lieutenant Roger Faulques, welcher mit einer Stärke von 55 erfahrenen Legionären unter der Unteroffiziere Fejes, Vraux, Savella und Lecomte ein besonders schlagkräftiger Teil des 1° B.E.P. darstellt.
Noch während die Hütte und die Gefangenen von den Partisanen durchsucht werden, stößt nun der P.E.G. weiter in das Tal vor und kann in der Nähe ein umfangreiches Munitionsdepot von 100 bis 200 Kisten mit Granaten der Kaliber 75 mm und 81 mm aufstöbern.
Derweil trifft die die 2° Section der 3° Compagnie des 1° B.E.P. von Lieutenant Georges Marce auf eine Kolonne Coolies, begleitet von mehreren Vietminh. Es entwickelt sich ein Schusswechsel, in welchem zahlreiche der Coolies die Flucht ergreifen.
Es handelt sich um eine Kolonne Träger des 40. Artilleriebataillon der Vietminh. Sie müssen ihr Material zurücklassen und einige von ihnen können noch gefangengenommen werden.
60 Granaten des Kalibers 75 mm aus chinesischer Produktion werden sichergestellt.
Mittlerweile ist es 08:30 Uhr und die Sonne ist aufgegangen. Die Marokkaner des 1° Tabor sind ihrerseits in Richtung Bo Kai auf Widerstand gestoßen und haben erste Verluste. Sie werden aus den Felsen haraus mit Mörsen und schweren MG beschossen.
Aus den nördlichen Felsen des Tals werden auch die 3° und die 1° Compagnie des 1° B.E.P. mit schweren Waffen beschossen.
Auf den umliegenden Felsen wimmelt es bald förmlich von Vietminh und um eine drohende Blockierung des Rückwegs zu verhindern, ergeht schließlich der Befehl des Rückzugs an das 1° B.E.P. und das 1° Tabor.
Während des Rückzugs gibt es heftige Gefechte. Die Artillerie von Lieutenant-Colonel Le Page greift aus Ben Me ein, zudem nehmen sieben Kampfflugzeuge die Felsen unter Beschuss.
Im Tal sprengt der P.E.G. des 1° B.E.P. das Munitionsdepot und zieht sich ebenfalls zurück.
So auch die Partisanen, welche durch ihre Gefangenen aufgehalten werden. Man trifft zudem noch auf eine Patrouille Vietminh, welche das Feuer eröffnet. Dabei werden zwei Gefangene getötet und der Telemeter zerstört. Es gelingt aber letztlich, sich mit den restlichen Gefangenen im Eiltempo zurückzuziehen.
Das 1° B.E.P. kann sich schließlich sammeln und den Rückweg in Richtung That Khe antreten. Sich gegenseitig deckend, gelingt der geordnete Rückzug aus dem Tal von Po Ma ohne schwerere Verluste.
Zwar gibt es einige Verletzte beim 1° B.E.P., doch durch die Disziplin beim Rückzug konnte Schlimmeres verhindert werden.
Während Artillerie und Kampflugzeuge den Vietminh die Verfolgung erschweren, können sich das 1° B.E.P. und die weiteren Truppenteile bis 12 Uhr wieder bis Ban Me zurückziehen.
That Khe wird schließlich gegen 15 Uhr erreicht.
Bilanz
Die Operation Po Ma war in mehreren Hinsichten ein wichtiger Erfolg. Die Vietminh mussten starke Verluste hinnehmen, während die Verluste der französischen Truppen relativ gering blieben.
Lediglich der Legionnaire Theodor Hartmann des 1° B.E.P. erliegt am 24. September 1950 noch seinen Verletzungen im Lazarett von That Khe.
Über die Gefangenen und die gesicherten Dokumente konnten wertvolle Informationen zur Aufstellung der Vietminh gewonnen werden.
Es wird klar, dass neben den 18 Bataillonen, welche an der Schlacht von Dong Khe beteiligt waren, noch zwölf weitere Bataillone in die Region verlegt wurden.
Diese Bataillone wurden erst kürzlich in China aufgestellt und sind mit neuen Waffen ausgestattet, darunter schweren Kanonen aus chinesischer Produktion.
Allein das 40. Artilleriebataillon, eines der beiden neuen Artilleriebataillone der Vietminh, verfügt u.a. über sechs 75 mm Geschütze.
Auch die Infanteriebataillone sind sehr gut ausgestattet. Die Bewaffnung einer Kampfkompanie ist vergleichbar mit den Kompanien des 1° B.E.P., teilwiese sogar überlegen.
Insgesamt sind somit 30 Bataillone der Vietminh in der Region, plus regionale Einheiten. Die Vietminh sind den französischen Truppen in That Khe und Cao Bang somit nicht nur zahlenmäßig zigfach überlegen, sondern auch in der Bewaffnung.
Die Erkenntnisse werden umgehend nach Lang Son und Hanoi weitergegeben. Man ist dort auch durchaus über diese Zahlen informiert, doch die Erkenntnisse finden in der Durchführung der weiteren Operationen offensichtlich keine Berücksichtigung...