Chinoiseries
Einleitung
Mützenbzeichen
eines Nationalchinesen
Im November 1949 ist der Bürgerkrieg in China entschieden. Große Teile der nationalchinesischen Truppen ziehen sich unter fortwährenden Abwehrkämpfen gegen die nachrückenden kommunistischen Truppen immer mehr in Richtung der chinesisch-vietnamesischen Grenze zurück.
Während man sich in den Stäben von Hanoi im November 1949 zunächst noch keine Sorgen machte, wird das Problem im Dezember 1949 plötzlich akut.
Am 08. Dezember 1949 werden etwa 50.000 Nationalchinesen gemeldet, nur einen Tagesmarsch von der Grenze entfernt.
Obwohl Hanoi weiter nicht mit einem Einmarsch der Chinesen rechnet, stellt Colonel Constans, der Commandant der Grenzregion, eiligst drei Kampfgruppen auf.
Die Kampfgruppen sind regional aufgeteilt und sollen den Chinesen im Ernstfall entgegentreten.
Das Groupement Centre, mit Lieutenant-Colonel Charton als Commandant, ist für den Bereich um Lang Son zuständig.
Es besteht aus dem I/3° R.E.I., dem 10° Tabor, zwei Escadrons Blindées und einem Zug 105 M2.
Karte der Region Langson und Loc Binh (6, 4 MB)
09. bis 24. Dezember 1949 - Chi Ma
Am 09. Dezember 1949 erscheint ein Gesandter des chinesischen Generals Hoang Kie am Posten Chi Ma und bittet darum, die Grenze mit 40.000 bewaffneten Soldaten zu übertreten, um von Vietnam aus den Krieg gegen die Kommunisten fortzuführen oder, im Falle der Ablehnung, die Truppen über Vietnam nach Taiwan evakuieren zu lassen.
Den 10. Dezember 1949 begibt sich Colonel Constans zum Posten Chi Ma, um mit dem Gesandten eine Lösung auszuhandeln. Die Zeit drängt, von Chi Ma aus hört man bereits den Lärm der Gefechte, welche sich die Nationalchinesen mit den Kommunisten liefern.
Man kann sich schließlich darauf einigen, dass die Nationalchinesen die Grenze passieren, dort entwaffnet werden um sie in Loc Binh zu sammeln und von dort aus zu evakuieren.
Am Abend des 11. Dezember 1949 ergeht der Befehl der Umsetzung an das Groupement Centre.
Den Morgen des 12. Dezember 1949 bringt Lieutenant-Colonel Charton seine Truppen in Position.
Er selbst begibt sich mit einer Compagnie des I/3° R.E.I. nach Chi Ma.
Das 10° Tabor übernimmt den Bereich zwischen Chi Ma und Loc Binh. Der Rest des I/3° R.E.I. nimmt Aufstellung im Bereich von Loc Binh, über Po Loi und Ban Chu.
Am Morgen des 13. Dezember 1949 sind die Legionäre vor Chi Ma in Stellung gegangen, als die ersten chinesischen Truppen unter der Führung von General Hoang Kie eintreffen.
In gespannter Atmosphäre beginnt die Entwaffnung, welche zunächst friedlich, wegen der nachrückenden Massen der Chinesen jedoch immer unkontrollierter verläuft.
Als gegen Mittag die kommunistischen Truppen immer näher kommen und einzelne Schusswechsel ausbrechen, kommt Panik unter den etwa 15.000 Chinesen auf. Es gibt mehrere Verletzte, ein Chinese wird getötet.
Charton kann die Kommunisten jedoch durch gezieltes Feuer der gepanzerten Einheiten auf Distanz halten und so dass die Legionäre schließlich wieder Kontrolle über die Situation erlangen.
Bis zum Abend setzt sich der Strom der Flüchlinge fort. Es sind nicht nur chinesische Soldaten, sondern auch ihre Familien.
Gruppe von Nationalchinesen
Foto von Hans W., C.E.R.A.
Am Morgen des 14. Dezember 1949 wird Chi Ma durch ein Goum verstärkt.
Weitere 300 Nationalchinesen treffen den Tag über ein. Dazu auch eine Gruppe von 150 Vietnamesen welche auf deren Seite in China gekämpft hatte.
Auch am 15. Dezember 1949 treffen noch versprengte Soldaten der Nationalchinesen ein.
Am Nachmittag wird es plötzlich brenzlig. Bewaffnete chinesische Kommunisten tauchen vor Chi Ma auf, um den Nationalchinesen nach Vietnam zu folgen.
Mit den Waffen im Anschlag gelingt es schließlich, die Kommunisten zum Rückzug auf ihr Gebiet zu bewegen.
So können bis zum Abend noch etwa hundert Nationalchinesen die Grenze passieren.
Am 16. Dezember 1949 tauchen ganze zwei Regimenter der Nationalchinesen vor Chi Ma auf.
Die etwa 3.000 Soldaten werden friedlich entwaffnet und nach Loc Binh weitergeleitet.
Legionäre mit Nationalchinesen
Foto von Fritz B., I/3° R.E.I.
Den 17. und 18. Dezember 1949 tauchen wieder nur kleine Gruppen von Nationalchinesen vor Chi Ma auf.
Allerdings trifft eine Patrouille des 10° Tabor auf ein Kommando der Vietminh und liefert sich einen Schusswechsel. Es wird deutlich, dass die Vietminh der Funke sein könnten, der das Pulverfass in der Region zum explodieren bringen könnte.
Am 19. Dezember 1949 trifft ein Brief der kommunistischen Truppen ein. Diese haben sich in einer Stärke von ca. 10.000 Soldaten bei Ming Kong gesammelt und garantieren in dem Brief, die Grenze zu respektieren, fordern jedoch die Auslieferung der Nationalchinesen.
Man beschränkt sich darauf, den Brief weiterzuleiten.
Vom 20. bis zum 23. Dezember 1949 bleibt es ruhig an der Grenze. Das Groupement Centre wird daraufhin am 24. Dezember 1949 nach Lang Son zurückbeordert.
25. Dezember 1949 - Lang Son
Bereits am 25. Dezember 1949 wird das Groupement Centre wieder in Alarmbereitschaft versetzt.
Eine Gruppe von 7.000 Nationalchinesen hat bei Na Cham die Grenze übertreten und sich der Entwaffnung widersetzt. Diese sollen nun im Anmarsch auf Lang Son sein.
Das Groupement Centre wird nördlich von Lang Son in Stellung gebracht. Tatsächlich tauchen am Nachmittag etwa 1.000 Nationalchinesen auf.
Sie hatten sich aber schließlich doch bereits in Dong Dang entwaffnen lassen. Nur einige Pistolen und Granaten werden noch bei ihnen aufgefunden.
Allerdings erfährt man, dass sich die etwa 6.000 restlichen Nationalchinesen über Na Cham in Richtung Phu Lang Thoung in Bewegung gesetzt habe.
Das Groupement Centre soll nun zwischen Pac Va und Lang Nac deren Weg abschneiden und die notfalls mit Gewalt am Weitermarsch hindern.
27. Dezember 1949 bis 06. Januar 1950 - R.C. 1
Am 27. Dezember 1949 hat sich das Groupement Centre an der R.C. 1 in Position gebracht.
Den 28. Dezember 1949 kann die Luftaufklärung melden, dass sich die Nationalchinesen in der Nähe von Diem He am Song Ky Cong befinden und sich sporadische Gefechte mit den Vietminh liefern.
Den 29. und 30. Dezember 1949 stoßen die entsandten die Patrouillen der Legionäre und Tabors ins Leere.
Doch am 31. Dezember 1949 trifft eine Patrouille des I/3° R.E.I. auf die Nationalchinesen.
Die Anweisung des Lieutenant Fleet, die Waffen niederzulegen, quittieren die Chinesen mit automatischem Feuer und Mörsern, so dass sich die Legionäre zunächst in eine höher gelegene Position zurückziehen.
Mit Unterstützung von Kampfflugzeugen, welche die Chinesen im Tal von Khon Chuong bombardieren, können sich die Legionäre schließlich nach Pa Vac zurückziehen.
Am Morgen des 01. Januar 1950 stößt das I/3° R.E.I. in das Tal von Khon Chuong vor. Man findet dort nur noch die Opfer des Bombardements.
Den 02. Januar 1950 werden die Chinesen bei Lang Dang gesichtet, wo sie die R.C. 1 überqueren wollen. Kampfflugzeuge greifen ein und das I/3° R.E.I. wird umgehend nach dort verlegt.
Unmittelbar nach der Ankunft gibt es die ersten Schusswechsel. Auf Seiten der Legion gibt es nur Verletzte. Gefallene nur bei den Chinesen. Bis zum Abend werden die ersten Gefangenen gemacht.
Am 03. Januar 1950 ergeben sich ca. 200 Chinesen den Legionären. Sie werden in Richtung Lang Son verbracht.
Patrouillen des I/3° R.E.I. in der Region Lang Dang stoßen den 04. und 05. Januar 1950 nur noch auf vereinzelte Chinesen, welche sich ergeben.
Die Aufklärung schätzt inzwischen, dass die Chinesen an die 2.000 Toten durch die Gefechte mit den Vietminh und die Bombardierung aus der Luft zu beklagen haben und sich nun ohne Verpflegung in Richtung Luc Nam durchschlagen.
Dort erwartet am 06. Januar 1950 das 8° Tabor das Eintreffen der doch noch etwa 7.000 Chinesen und bittet um Unterstützung des I/3° R.E.I.
Aber die Chinesen lassen sich schließlich doch erschöpft entwaffnen und das I/3° R.E.I. kehrt nach Lang Son zurück.
Bilanz
Am Ende der chinesischen Tragödie stehen 30.000 entwaffnete Nationalchinesen, welche nach Taiwan evakuiert werden.
Etwa 1.000 Chinesen kamen in den Gefechten ums Leben oder wurden verletzt.
Das I/3° R.E.I. hatte bei den gefährlichen Operationen letzlich nur einen Gefallen und sieben Verletzte zu beklagen.
Die Massen an Waffen der Nationalchinesen wurden größtenteils durch die französischen Truppen gesichert, damit sie nicht den Vietminh in die Hände fallen konnten.