Muong Khoua
Einleitung
Um den Vorstoß der Vietminh auf Laos zu verhindern, besetzen die französischen Truppen in dieser Region zahlreiche Verteidigungszentren, u.a. Diên Biên Phú.
Das II/3° R.E.I. ist seit Frühling 1953 in Laos aktiv. Seit November 1953 ist das Bataillon bis auf seine 5° Compagnie, welche sich in Muong Sai befindet, mit zwei Kompanien des 2° B.C.L. in Muong Khoua am Nam Ou Fluss stationiert.
Unterdessen bewegen sich nun im Januar 1954 mindestens drei Bataillone des 102. Regiment der Vietminh in die Region um Muong Khoua.
Eines nach Koung Khouei, eines nach Koung Rip und eines nach Muong Khoua.
Karte der Region von Muong Khoua (6,7 MB)
Karte der Region Muong Ngoi mit Muong Sai (6,0 MB)
29. Januar 1954 - Muong Khoua
Am Morgen des 29. Januar 1954 erhält der Commandant des II/3° R.E.I., Chef de Bataillon Cabaribère, über Funk den Befehl, eine seiner Kompanien nach Koung Khouei zu entsenden.
Diese soll in Koung Khouei, einen halben Tagesmarsch südlich von Muong Khoua in Richtung Muong Sai gelegen, Rückendeckung für einen eventuellen Rückzug aus Muong Khoua bieten.
Es trifft die 7° Compagnie des II/3° R.E.I. unter Capitaine Antoine Fonlupt, welche sich umgehend auf den Weg macht.
Am Nachmittag trifft dann der Befehl zum Rückzug aus Muong Khoua ein. Am kommenden Morgen, dem 30. Januar 1954 ab 07:00 Uhr, soll zunächst das komplette Material, welches nicht mitgeführ werden kann, zerstört werden.
Dann soll die Räumung von Muong Khoua über Koung Rip in Richtung Muong Sai vollzogen werden.
Es ist am späten Nachmittag, gegen 17:30 Uhr, als die 7° Compagnie Koung Khouei ohne Zwischenfall erreicht und dort Stellung bezieht.
30. Januar 1954 - Koung Khouei
Pünktlich um 07:00 Uhr beginnt am 30. Januar 1954 die Zerstörung des schweren Materials in Muong Khoua.
Gegen 09:00 Uhr macht sich die Vorhut unter der Führung Capitaine Menigoz vom 2° B.C.L. auf den Weg in Richtung Koung Kouhei.
Die Vorhut besteht aus der 4° Compagnie des 2° B.C.L. unter Lieutenant Gransard, der 8° Compagnie des II/3° R.E.I. unter Lieutenant Monroe, sowie einer Partisanenkompanie aus Muong Khoua unter Adjudant Collegero.
Erst gegen Mittag sind die Arbeiten in Muong Khoua abgeschlossen und die restlichen Kräfte unter Chef de Bataillon Cabaribère brechen nun ebenfalls auf.
Die Gruppe besteht aus der 3° Compagnie des 2° B.C.L. unter Lieutenant Banlier, der C.C.B. des II/3° R.E.I. und der 6° Compagnie des II/3° R.E.I. unter Lieutenant Riou.
Gegen 17:00 Uhr erreicht die Marschgruppe Cabaribère die 7° Compagnie des II/3° R.E.I. in Koung Khouei. Die Gruppe Cabaribère hat keine Eile und übernachtet in Koung Khouei.
Unterdessen ist die Vorhut von Capitaine Menigoz ca. drei Stunden voraus und hat bereits Koung Rip erreicht, wo das 5° Tabor stationiert ist.
31. Januar 1954 - Koung Rip
Auch Koung Rip soll aufgegeben werden. Das 5° Tabor bricht gegen 07:00 Uhr auf. Die Marschgruppe von Capitaine Menigoz, darunter auch die 8° Compagnie des II/3° R.E.I. unter Lieutenant Monroe, folgt eine Stunde später.
Unterdessen ist die Marschgruppe von Commandant Cabaribère gegen 07:30 Uhr aus Koung Khouei aufgebrochen. Die 3° Compagnie des 2° B.C.L. führt an, gefolgt von der 6° Compagnie, der C.C.B. und der 7° Compagnie des II/3° R.E.I. als Nachhut.
Alles läuft zunächst normal, aber auf dem Weg nach Koung Rip treffen die Laoten an der Spitze gegen 09:00 Uhr auf Vietminh, welche ihnen entgegen kommen.
Die Laoten der 3° Compagnie des 2° B.C.L.von Lieutenant Banlier geraten nach einer halben Stunde Kampf in schwere Bedrängnis, werden aber bald von der 6° Compagnie des II/3° R.E.I. unter Lieutenant Riou unterstützt.
Unterdessen hat die Marschgruppe von Capitaine Menigoz den Kampflärm gehört und sich wieder nach Koung Rip begeben, um Cabaribère dort zu erwarten.
Doch es dauert nicht lange und man kommt gegen 09:30 Uhr auch in Koung Rip unter schweren Beschuss des Gegners. Die zwei Kompanien, darunter die 8° Compagnie des II/3° R.E.I. werden u.a. mit 81er Mörsern beschossen. Unter dem Feuer gelingt nun auch keine Verständigung mehr zwischen den beiden Marschgruppen.
An der Spitze der Marschgruppe von Commandant Cabaribère kommt es zu vier Angriffen der Vietminh, welche bei der 6° Compagnie des II/3° R.E.I. ein Dutzend Verletzte fordern und einen Toten. Dazu gibt es sechs Vermisste, darunter Lieutenant Henri Debret, einer der Zugführer.
Obwohl man den Vietminh bereits schwere Verluste von etwa 50 Mann beibringen kann, wird deren Widerstand nicht schwächer. Im Gegenteil, die Vietminh können weitere Kräfte heranführen und beginnen die Marschgruppe Cabaribère einzukreisen. Man hat ein komplettes Bataillon Vietminh vor sich, was den Weg nach Koung Rip blockiert.
Auch der Einsatz der 7° Compagnie des II/3° R.E.I. kann die Lage nicht verbessern und so beschließt Commandant Cabaribère gegen 11:00 Uhr den Rückzug nach Koung Khouei, um eine komplette Umzingelung auf der Straße zu verhindern.
Aber nur einen Kilometer zurück in Richtung Koung Khouei trifft man ebenfalls auf Widerstand. Die Vietminh haben ihrerseits Koung Khouei mit einem Bataillon besetzt.
Die Marschruppe von Commandant Cabaribère ist nun zwischen zwei gegnerischen Bataillonen eingeschlossen.
Gegen 14:00 Uhr kann ein Aufklärungsflugzeug Kontakt mit Cabaribère aufnehmen. Man verspricht ihm den Einsatz von Kampfflugzeugen bis 16:30 Uhr und rät ihm, sich mit seiner Gruppe in Richtung Süden durchzuschlagen. Denn es kommen weitere Gegner aus Richtung Nordwesten.
Unterdessen können sich die zwei Kompanien unter Capitaine Menigoz in Koung Rip nicht mehr halten. Gegen 14:30 Uhr versucht man einer kompletten Belagerung zu entgehen und bricht in Richtung des 5° Tabor auf.
Doch die Vietminh folgen auf dem Fuß und attackieren brutal. Den Überlebenden bleibt keine andere Wahl als sich in kleinen Gruppen in den Dschungel zu schlagen.
Währenddessen wartet Commandant Cabaribère bis 17:00 Uhr vergeblich auf den Einsatz von Kampfflugzeugen.
Da er sich in der jetzigen Position nicht halten kann, beschließt er, die einbrechende Nacht zu nutzen und über ein Dschungeltal in Richtung Westen zu entkommen.
Die 3° Compagnie des 2° B.C.L. unter Lieutenant Banlier bricht mit zwei Sections der 7° Compagnie des II/3° R.E.I. als Vorhut auf.
Es folgt gegen 18:00 Uhr die C.C.B. mit den etwa 20 Verletzten, gefolgt um 19:00 Uhr von der 6° Compagnie des II/3° R.E.I. und mit dem Rest der 7° Compagnie als Nachhut.
Als die Vorhut unter Lieutenant Banlier unter Beschuss gerät, verlässt diese die Schlucht und erklimmt die südliche Talflanke.
Die C.C.B. des II/3° R.E.I. marschiert die komplette Nacht vergeblich durch, um der Vorhut zu folgen.
01. Februar 1954 - Koung Rip
Am Morgen kommt es gegen 09:00 Uhr zu den ersten Gefechten. Die Vietminh konnten sich in dem Tal zwischen die C.C.B. und die 6° Compagnie des II/3° R.E.I. infiltrieren.
Die Marschgrupe von Commandant Cabaribère ist nun praktisch aufgelöst und jede Compagnie kämpft für sich selbst.
Die C.C.B. des II/3° R.E.I. um Commandant Cabarinère hat kaum eine Chance. Mit den Gegner im Rücken und auf den umliegenden Höhenzügen wird sie schnell dezimiert.
Die 6° Compagnie des II/3° R.E.I. unter Lieutenant Riou löst sich unter dem Feuer in ihre Sections auf, als sie versucht der Umklammerung zu entgehen und über die südlichen Talflanke zu entkommen...
02. bis 10. Februar 1954 - Muong Sai
In den folgenden zwei Tagen opfern sich die übrig gebliebenen Sections des II/3° R.E.I. fast komplett auf, um sich in Richtung Südwesten durchzuschlagen.
Dabei kommt es zu isolierten Gefechten der einzelnen Sections mit den Vietminh.
Commandant Cabaribère wird am 05. Februar 1954 gefangen genommen. Ihm gelingt es jedoch drei Tage später aus der Gefangenschaft zu entkommen und sich mit Hilfe von Partisanen zu den französischen Posten durchzuschlagen.
Auch Lieutenant Riou schafft es, zusammen mit fünf Legionären aus der 6° Compagnie des II/3° R.E.I. am 10. Februar 1954 den Posten von Moung Sai zu erreichen.
Aber 228 Legionären der insgesamt 385 Legionäre des II/3° R.E.I. gelang dies nicht. Sie fielen oder wurden vermisst.
Es sind u.a. Lieutennat Henri Debret, Sergent-Chef Pedro Hernandez, Sergent Walter Kohler, Sergent Johann Beck, Caporal Domenico Rossi, Caporal Rudolf Karpischek, sowie die Legionäre Max Altmann, Pedro Barrioz Perez, Hans Becke, Josef Blahutka, Eduardo Bruni, Pietro Capobianco, Santo Da Poian, Rosario Ficarrotta, Eduard Gredler, Lothar Greiser, Gerhard Hasenheit, Werner Krawietz, Miguel Moreno Herrera, Peter Pitzen, Agustin Romera Franco, Frederik Spijk, Jean Van Gils, Miguel Villabona, Emilio Voarino und Heinz Voigt.
Unter den Vermissten und Toten sind auch einige Legionäre der 5° Compagnie des II/3° R.E.I., welche von Muong Sai aus nach Muong La entsandt wurde und dort beim Rückzug des 5° Tabor nach Muong Sai den Rücken gedeckt hat.